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28.04.2020, 21:39 Uhr
Videokonferenz mit Gitta Connemann
Auftaktgespräch wegen Sonderbetroffenheit für die Insel - Pakt für die Inseln erforderlich
Während in den letzten Tagen auf Kreis- und Landesebene, mit Unterstützung des Wirtschaftsminister, des Landesvaters und vielen weiteren Vertretern, Lösungen zur Öffnung der Inseln und der Küstenregion sowie Lösungen für die wichtige Wiederaufnahme des Tourismus in den Fokus gerückt sind, gibt es parallel dazu auch die Fragestellung, wie die Inseln diese Krise wirtschaftlich überleben können. Vielen Menschen, aber der Kommune drohen durch den unverschuldeten Ausfall des Saisonstarts bis zur stufenweise Öffnung der Inseln hohe und unwiderbringliche Verluste ihrer Jahreseinnahmen und die Auseinandersetzung mit der Angst vor dem Ruin.

Bereits am Samstag, den 25.04.2020 fand eine Videokonferenz von Gitta Connemann, der stellvertretenden Vorsitzenden der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und zuständigen Bundestagsabgeordneten für die Insel Borkum mit Vertretern der Stadt und der Wirtschaft statt.

Dabei ging es um die Sonderbetroffenheit von Borkum durch die Coronakrise. Zwar wurden auf Bundesebene Hilfsprogramme aufgelegt, von denen auch die Borkumer profitieren - wie die erleichterte Kurzarbeit, die Sofortgelder für Kleinstbetriebe, das Sozialschutzpaket und die Haftungsübernahme bei Krediten. Aber die Lage auf der Insel unterscheide sich darüber hinaus von der auf dem Festland. Diese sei für Borkum bedrohlich. Dies habe nicht nur Konsequenzen für einzelne Bürger und Betriebe, sondern ggf. für die dauerhafte Zukunft der Insel. Es wurde über Lösungsansätze gesprochen und eine inselübergreifende Strategie vereinbart.

Null Gäste - Null Einnahmen - Stillstand auf Borkum

Anders als auf dem Festland sind nicht allein einzelne Bürger oder Branchen von der Krise betroffen, sondern die gesamte Inselgemeinschaft - auf fast allen Inseln. Borkum hat keine Alternativen neben dem Tourismus. Insulaner können nicht allein von Insulanern leben. Ohne Strukturhilfen wird es kurz- bis mittelfristig branchenunabhängig die gesamte Inselgemeinschaft und die Kommune bis ins Mark treffen.

Perspektiven schaffen

Im Mittelpunkt standen vier Herausforderungen. Kann es (1.) einen Rettungsschirm für die Inseln in Gänze geben? Nach einem langen Winter ohne Einnahmen fiel der Lockdown genau in die Zeit des Saisonstarts. Auf den Inseln wird nur in der Zeit maximal von April bis Oktober verdient. Ohne diese Einkünfte werden viele den kommenden Winter wirtschaftlich kaum überleben. Wie könnte (2.) eine Exitstrategie aussehen. Die Buchungsbücher sind voll. Es ist also auch eine „Gästestrategie“ erforderlich. Es ging (3.) um die Vernetzung mit den anderen Inseln, der Politik auf Landes- und Bundesebene. Und natürlich ging es (4.) um die Sicherstellung des Gesundheitsschutzes für Bürger und Insulaner - auch im Verhältnis zu Lockerungen für die Wiederaufnahme des Tourismus.

Bürgermeister Jürgen Akkermann betonte, dass es wichtig sei, Perspektiven zu entwickeln, um zur Normalität zurückzufinden. Es gebe dafür eine groben Dreipunkteplan für die Landkreise mit Inseln, wie eine Öffnung aussehen könne. Nach diesem sollen in der Reihenfolge zuerst Zweit- und Nebenwohnungsbesitzer, dann Ferienwohnungen, Hotel und Dauercamper (mit Maßgabe 7 Tage) und zuletzt Tagesgäste berücksichtigt werden. Allerdings fehlten konkrete Details, wie zum Beispiel die Berücksichtigung der Gastronomie oder die Definition von Ziel- und Quellgebieten. Bei allen Überlegungen für die Öffnung müsse die medizinische Versorgung der Insulaner sichergestellt sein. Die Vorgaben dafür seien vom Gesundheitsamt des Landkreises mit zu entwickeln.

Göran Sell, Geschäftsführer der NBG, beschrieb die enge Zusammenarbeit aller Inseln auch im Rahmen der Ostfriesischen Inseln GmbH als produktiv. Gemeinsam seien Lösungsskizzen für den Schwerpunkt Tourismus erarbeitet worden. Nach einer Videobotschaft aller Inseln finde jetzt eine Videokonferenz mit dem niedersächsischen Wirtschaftsminister Dr. Bernd Althusmann MdL statt. Er mahnte an, dass es bereits jetzt schon dramatische Verluste gebe und alle touristischen Destinationsmanagementorganisationen (DMO) es nicht allein schaffen werden. Ohne Hilfen drohten Insolvenzen.

Volkmar Vogel konnte als 1. Vorsitzender der DEHOGA auf Borkum ebenfalls von einer guten Vorarbeit auf Borkum sowie dem regelmäßigen Austausch der sieben ostfriesischen Inseln berichten. Auch hier wurde bereits ein Konzeptpapier entwickelt, das die Belange der Hotellerie und Gastronomie für Borkum berücksichtigt. Er beschrieb detailliert Szenarien für unterschiedliche Öffnungsdurchführungen. Eine Öffnung könne zudem nur in Abstimmung mit der AG-Ems funktionieren.

Die Herausforderungen und Schwierigkeiten, die eine Öffnung der Insel mit sich bringt, wurden auch von Georgios Atsidakos und Sören Hüppe für Hotels und Ferienwohnungen bestätigt. So wurde noch einmal betont, dass vor allem die Gastronomie nicht vergessen werden darf.

Im Kosmos „Insel Borkum“ ist jeder von jedem abhängig.

Das wurde auch von Markus Schuldt, Vorsitzender des CDU-Stadtverbands bestätigt. Er wies auf die prekäre Situation vieler Privater hin. Für viele Arbeitnehmer seien schon unter normalen Umständen die erhöhten Lebenshaltungskosten auf der Insel ein Thema. Infolge der Kurzarbeit würden nennenswerte Einnahmen fehlen. Es müsse verhindert werden, dass es zu einem Wegzug der Arbeitskräfte auf Borkum kommen würde.

Melanie Nonte, Vorsitzende CDU-Kreisverband Leer, begleitete die Gesprächsrunde aufmerksam und bedankte sich abschließend für die vielen Impulse, die ihr so in aller Deutlichkeit zu einem gesamtheitlichen Blick aus Inselsicht verholfen haben.

Partei- und länderübergreifen Strategie für einen Hilfspakt für die Inseln

Gitta Connemann leitete erfahren durch die fast zweistündige Videokonferenz. Die Zeit verging wie im Fluge. Der gegenseitige Austausch wurde von allen dankbar angenommen. Connemann berichtete über die Maßnahmen, die jetzt aktuell auf der Agenda in Berlin stehen. Davon könnten die Mutter-Kind-Einrichtungen profitieren. Daraus könnten sich ggf. Chancen für die medizinische Versorgung auch Infizierter vor Ort ergeben. Aber die Insel brauche auch eine wirtschaftliche Perspektive. Und die stehe und falle mit dem Tourismus. Dafür sei der Niedersächsische Wirtschaftsminister der erste und beste Ansprechpartner. Aber für Connemann sollte darüber hinaus auch versucht werden, auf Bundesebene einen Hilfspakt für die Inseln zu schmieden. Nur bei einem länderübergreifenden Vorgehen könne sich der Bund engagieren. Man brauche also ein konkretes und abgestimmtes Konzept für die Inseln in Deutschland. Und dafür gelte es Verbündete zu gewinnen. Connemann versprach nichts, aber sagte zu, sich zu kümmern. Für sie wäre ein Runder Tisch für einen „Pakt für die Inseln“ wichtig.

Sehr schnell war allen Beteiligten klar, dass es nur mit einer großen Lösung für alle Inseln funktionieren kann. So vereinbarte man sich auf einen nächsten Termin, bei dem die Ergebnisse der Gespräche mit Minister Dr. Bernd Althusmann und des fortlaufenden Inselaustausch einfließen sollen. Damit soll eine Bündelung für Perspektiven, für einen Inselpakt, zur Öffnung und Sicherstellung der Inseln sowie zum Erhalt des Inseltourismus erreicht werden. Es liegt viel Arbeit vor allen Insulanern und den politischen Entscheidern. Die Pandemie ist noch nicht angekommen auf Borkum, sie steht noch bevor. Die Inseln, die Insulaner und der Tourismus dürfen bei allen Maßnahmen zum Schutz vor Infektionen, zum Schutz der Menschen dabei nicht untergehen.

Vielen Dank an die engagierte Hilfe durch Gitta Connemann, die offen und ehrlich die Diskussion begleitete und ebenfalls vielen Dank an alle Teilnehmer, die das Wohl und den Erhalt der Insel als ihre Aufgabe verstehen.

(teilweise Auszug aus Borkum Aktuell 05/2020)